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Plötzlich warnt Virologe Streeck vor vierter Corona-Welle - und hält eine Änderung für elementar

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Deutschland hofft in der Corona-Pandemie auf einen Sommer mit deutlichen Lockerungen – im Herbst könnte es jedoch zu einer vierten Welle kommen. Virologe Hendrik Streeck warnt.

Berlin – Zum ersten Mal seit Mitte März liegt die bundesweite 7-Tage-Inzidenz am Freitag, 14. Mai, nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wieder knapp unter 100, auch die Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 sind gesunken – in der sogenannten dritten Welle scheint ein Aufatmen in Sicht. Erste Lockerungen für Geimpfte und Genese greifen, und auch die Außengastronomie darf mancherorts endlich wieder die Sonnenschirme aufspannen.

Auch Virologe Christian Drosten machte vor kurzem Hoffnungen: „Der Sommer kann ganz gut werden“, so Drosten im „heute journal“ des ZDF. Trotzdem dürfe man nicht in ein leichtsinnige Euphorie verfallen – trotz einer möglichen Herdenimmunität sei Corona auch im Herbst nicht einfach besiegt, Menschen ohne Impfschutz hätten weiterhin „volles Risiko, sich zu infizieren“ erklärte der Experte.

Virologe Streeck zur Zukunft des Coronavirus: „Es könnte sein, dass wir eine vierte Welle erleben im Herbst“

Wenn sie auch sonst oft gegensätzliche Meinungen haben, bei einer grundlegenden Einschätzung sind sie sich einig: Das Corona-Virus wird auch im weiteren Verlauf des Jahres keinesfalls komplett von der Bildfläche verschwinden, davon gehen sowohl Christian Drosten, als auch sein Kollege Hendrik Streeck aus. Streeck vermutet sogar eine erneute Verschärfung der Krise nach dem Sommer. „Es könnte sein, dass wir eine vierte Welle erleben im Herbst“, so Streek gegenüber dem Focus. „Die Zeit bis dahin sollten wir nutzen, die Strukturen und Prozesse zu optimieren“.

Corona in Deutschland: Streeck fordert Veränderungen in der Pandemie-Bewältigung

Um einem möglichen erneuten Anstieg der Zahlen dann besser begegnen zu können, aber auch „für die nächste Pandemie“, hat Streeck einige Ideen: Er fordert beispielsweise nicht zum ersten Mal eine Art Pandemierat auf Bundesebene, der anders aufgestellt sein soll als der bisherige Beraterstab der Bundesregierung. Er wünsche sich, dass dabei „auch Intensivmediziner und andere Praktiker eine Rolle spielen“. Statt der „Kakophonie von Quellen“ aus denen sich die Bürger:innen bislang informiert hätten, hätte ein solches Gremium auch der aktuellen Corona-Politik „wesentlich mehr Stabilität und auch Glaubwürdigkeit gegeben“, meint der 43-Jährige im Gespräch mit dem Focus.

Für künftige Pandemien müssten seiner Meinung nach außerdem die Indikatoren für das Infektionsgeschehen überdacht werden: „Infektionszahlen oder Sieben-Tage-Inzidenzen genügen da nicht.“ Eine dringende Verbesserung brauche es auch im Gesundheitssystem: Nicht nur die Digitalisierung der Gesundheitsämter sei dringend notwendig, sondern auch Veränderungen in der Pflege: „Wir müssen die Berufe attraktiver machen, ihre Bezahlung verbessern und die Ausbildung optimieren. Hier wären Milliardeninvestitionen bestens eingesetzt.“

Corona-Welle im Herbst: Lauterbach mahnt zur Vorsicht bei der Reiserückkehr

Anders als Drosten blickt Streeck allerdings skeptisch auf eine baldige Entwicklung von Herdenimmunität: „Wir hatten gerade den Fall eines geimpften Arztes, der eine hohe Viruslast im Rachen entwickelte und auch die Familie angesteckt hat“, so Streeck. Dabei könne es sich natürlich auch um einen Einzelfall handeln, aber „wir müssen das beobachten“. Zumindest Streecks Warnung vor einer vierten Welle teilt auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach: Trotz der voranschreitenden Impfkampagne könnten Ende des Sommers noch mindestens 20 Prozent der Bevölkerung ungeimpft sein. Lauterbach ruft daher vor allem zu erhöhter Vorsicht bei Reiserückkehrer:innen auf – besonders wenn sie in Mutationsgebieten waren. (eu)

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